Vor einigen Monaten nahm der WildBounds-Autor Jack Hart am Original Mountain Marathon teil – und scheiterte. Aber ein DNF ist nicht immer das schlechteste Ergebnis, wie er hier erläutert.
Der Original Mountain Marathon (OMM) war für mich seit Jahren eine Herausforderung – es ist eines dieser Rennen, an denen man sofort teilnehmen möchte, sobald man davon hört, wie der Marathon des Sables oder die Beer Mile. Nicht nur, weil es eine riesige körperliche Herausforderung ist, und nicht nur, weil es zusätzlichen Aufwand für die Navigation auf der Strecke erfordert, sondern auch wegen der Geschichte der Veranstaltung. Es ist DER ursprüngliche Bergmarathon. Für Trailrunner, ob erfahren oder nicht, ist es wie in London oder Paris – man muss zumindest versuchen, daran teilzunehmen.
Die OMM findet jedes Jahr am Ende des Herbstes statt, in einem abgelegenen, bergigen Gelände auf der einen oder anderen Seite Großbritanniens. Der genaue Standort ändert sich jedes Jahr und bleibt bis weit nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Teilnehmer ein streng gehütetes Geheimnis. Jeder Teilnehmer geht mit genügend Ausrüstung auf dem Rücken an den Start, um zwei Tage in den Bergen zu überleben, und erhält eine Karte mit markierten Kontrollpunkten – und schon sind sie weg. Es ist so einfach, und es ist diese Einfachheit, die es so verdammt schwierig macht.
Die Navigation ist nicht nur eine Spielerei für das Rennen - sie ist eine wesentliche Komponente, die der entscheidende Faktor zwischen Erfolg und Misserfolg sein kann. Und genauso hat es sich für uns gezeigt.
Am 27. Oktober kam ich mit meinem Bruder Matt an einem kühlen Herbstabend in Great Langdale, Cumbria an, unser Atem dampfte in der Luft, als wir mit den Füßen stampften und zum Eventzelt eilten, um warm zu bleiben. Wir kamen zu spät zur traditionellen "Pasta-Party" am Vorabend der OMM, schafften es aber trotzdem, uns genug Essen zum Aufwärmen zu besorgen, natürlich mit einem lokalen Bier zum Runterspülen. Das war jedoch kein Schlüsselfaktor bei unserem DNF – selbst Elite-Bergläufer brachen neben uns ein. Berglaufen brütet eine besondere Art von Wettkämpfern aus und bringt genug von ihnen in einem Festzelt zusammen, so dass Trinken und Lachen schon vor einem harten Event nahezu garantiert sind.
Bei Anbruch der Dämmerung anbrach, stürzten wir aus unserem Zelt, um zu sehen, welche Bedingungen der neue Tag brachte – und wünschten uns schnell, wir hätten es nicht getan. Obwohl es noch nicht regnete, wehte ein heftiger Wind gegen Zelte und Konkurrenten, während sich überall um uns herum die Läufer beeilten, ihre Ausrüstung für die kommenden zwei Tage einzupacken. Aber es waren die Berge selbst, die uns beunruhigten – bedeckt von Nebel, ihre Gipfel völlig verdunkelt von den Elementen. Es war kein gutes Zeichen für die Navigation, besonders für zwei Neulinge wie uns.
Abgesehen von diesen frühen Befürchtungen näherten wir uns der Startlinie mit wenigstens ein bisschen Zuversicht oder zumindest Aufregung. Bis zu einem gewissen Grad hatten wir uns solche Bedingungen erhofft – der OMM soll nicht einfach sein, und man nimmt nie an einem Rennen im Lake District teil und setzt dabei auf einen blauen Himmel. Ein Kampf zwischen Mensch und Natur ist der ganze Grund, warum wir hierher gekommen waren; nur war die Natur bei dieser Gelegenheit bis an die Zähne bewaffnet aufgetaucht.
Wir hatten uns für die Kategorie C-Klasse angemeldet; dabei muss man eine Reihe von Kontrollpunkten in einer festgelegten Reihenfolge anlaufen und kann andere, die man für angemessen hält, dazusammeln. Als wir unsere Karten erhielten und über die Startlinie geschoben wurden, mussten wir daher zuerst eine Route von den Kontrollpunkten eins bis fünf planen, dann beliebige vier der nächsten sieben sammeln und danach wieder den festgelegten Kontrollpunkten zum Übernachtungs-Campingplatz folgen. Frühere Teilnehmer hatten mir dringend empfohlen, sich Zeit zu nehmen, um die Karte einzuschätzen, und genau das haben wir getan.
Das Problem dabei war jedoch, dass sich keiner von uns jemals in diesen Teil des Lake Districts gewagt hatte und dass wir beide keine erfahrenen Navigatoren sind – leider, wie ich weiß. Es war eine unerwartete Wendung, die uns für die nächsten Stunden verfolgen würde.
Checkpoint One erwies sich als relativ leicht zu finden – nach einem kurzen Aufstieg nach Mickledon mussten wir eine felsige Schlucht finden und das Gebiet nach einem kleinen, neon-orangenen Marker durchsuchen. Von dort aus nahmen wir Kurs auf unseren nächsten Marker, Crinkle Crags, und marschierten direkt bergauf auf der Suche nach einer leichteren Passage über die Spitze der Gipfel. Der Aufstieg lies uns nach Luft schnappen, aber zu diesem Zeitpunkt waren wir noch von der Aussicht auf den nächsten Tag begeistert und stiegen los, mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht, das bald durch Schweiß und Regen verstärkt wurde.
Crinkle Crags war schwieriger zu schaffen, auch weil wir keine Ahnung davon hatten, wie das verdammte Ding aussah. Für erfahrenere Navigatoren wäre dieser Abschnitt ein Kinderspiel gewesen, aber wir mussten regelmäßig anhalten, um uns zu orientieren, da wir aufgrund von Unerfahrenheit und ungünstigen Wetterbedingungen immer unsicherer über unsere aktuelle Position wurden. Auf dem Gipfel der Berge machte uns der heulende Wind stumm – wir mussten uns gegenseitig ins Ohr schreien, um uns zu verstehen – und brachte eine heftige Kälte mit sich, die unsere häufigen Stopps gnadenlos bestrafte. In diesen Höhen muss man sich bewegen, um warm zu bleiben, aber es ist eine Lektion, über die wir erst später nachdachten.
Einfach nur durch schieres Glück erreichten wir schließlich die Crinkle Crags – zwei Gestalten erschienen aus dem Nebel und suchten zufällig nach dem gleichen Marker, und je näher wir kamen, desto mehr Läufer materialisierten sich aus dem Schleier und bestätigten unsere Position. Dieses System wiederholte sich am Checkpoint Three wiederholte – wir machten uns auf den Weg, verloren uns selbst, wurden von den Elementen beim Zurückverfolgen unserer Schritte bestraft und fanden schließlich Läufer, die uns in die richtige Richtung wiesen. Nach einigen Stunden hatten wir drei der vierzehn Kontrollpunkte des Tages erreicht, und obwohl wir es nicht wagten, das dem anderen zu sagen, zweifelten wir beide daran, dass wir das Nachtlager erreichen würden.
Ein fehlgeleiteter Aufstieg zum Pike of Blisco besiegelte unser Anstrengungen endgültig. Meine Oberschenkel verkrampften sich bei jedem mühsamen Schritt. Matt kämpfte darum, im Wind Luft zu holen, und so taumelten wir den Berg hinunter und starrten am Checkpoint Four bergauf. Wir hatten 20 Minuten Zeit, um den Cut-off-Punkt zu erreichen, bevor die Organisatoren unseren Versuch für ungültig erklären würden. Zu unserer Ehre muss man sagen, dass wir die Zähne zusamenbissen und den Aufstieg begannen, in dem Wissen, dass wir es nicht schaffen, sondern lieber vom Kurs abkommen würden als eine Niederlage einzugestehen. Um 16:30 Uhr, etwa sieben Stunden nach dem Start und weniger als der Hälfte der Strecke, taumelten wir schließlich wieder ins Lager zurück. Die Stimmung war nicht die glücklichste, ehrlich gesagt.
Im Rückblick waren wir sowohl auf die Berge als auch auf die Navigationsanforderungen des OMM offensichtlich nicht vorbereitet. Wir beide sind erfahrene Läufer und haben schon einmal in dieser Art von Gelände gekämpft, aber die Notwendigkeit, unsere eigene Route zu planen und ihr bei eingeschränkter Sicht zu folgen, hat unsere Anstrengungen zunichte gemacht. Es war das erste Mal, dass einer von uns beiden eine Veranstaltung nicht beendet hatte.
Während ich das schreibe, ist die Enttäuschung nicht ein bisschen verblasst. Aber im Nachhinein war unser DNF vielleicht das beste Ergebnis für dieses Jahr – hätten wir weiter gekämpft, wären wir einfach im weiteren Verlauf in Schwierigkeiten geraten, was möglicherweise gefährlichere Folgen gehabt hätte. Der Lake District kann für Unvorbereitete eine unbarmherzige Umgebung sein, und zurück im Festzehlt sahen wir die Beweise dafür – zahlreiche bandagierte Gliedmaßen, Zerrungen und eine außergewöhnlich gebrochene Nase. Außer uns hatte sich rund 400 Teilnehmer aus dem Rennen zurückgezogen, darunter zwei Eliteläufer, die um die Podiumsplätze mitlaufen wollten. Wir waren nicht bereit für das OMM, aber es hatte auch viel besseren Läufern den Zahn gezogen.
Ein DNF ist aber nicht nur ein Zeichen des Scheiterns – es bietet auch klare Verbesserungsmöglichkeiten. Für uns gilt es, an unseren Navigationsfähigkeiten und unseret Berglauferfahrung zu arbeiten, und die Erfahrung, einer Route unter diesen Bedingungen zu folgen, wird für zukünftige Versuche von unschätzbarem Wert sein. Und wir werden den OMM ohne Zweifel nochmal versuchen. Wenn überhaupt, dann wurde unser Wunsch, im Wettbewerb zu bestehen und diese Ziellinie zu überqueren, einfach verstärkt – wir sind zwar an der ersten Hürde gescheitert. Aber das bedeutet nicht, dass das Rennen vorbei ist.