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Über Wüsten und Berge: Teil 2

Von hoch oben fliegenden Steinadlern bis hin zu unerwarteten Morrison-Taschen erinnert sich ein abenteuerlustiges Paar an die zweite Hälfte ihrer Radtour durch Zentralasien.

25. März 2019 | Text und Fotos: Townsend & Ruth Newton


Im Nachhinein erscheint es töricht, in einen langen Abschnitt der Wüste zu fahren, wenn einer von uns sich nicht 100%ig wohlfühlte, aber mit wenig komfortablen Alternativen im Angebot haben wir uns entschieden, loszufahren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren uns Leckereien in Form von Geschäften mit kaltem abgefülltem Wasser begegnet, Einheimischen, die uns abspritzten, Truckern, die uns Wassermelonen überreichten, und in einem Dorf sogar einem zweifelhaft aussehenden Eis, das nichts mit dem Bild auf seiner Verpackung hatte. Aber wir befanden uns jetzt in einem gesichtslosen und unbewohnten Teil der Welt. Wir wussten, dass es einen See und dann schließlich eine Stadt gab, fünfzig Kilometer entfernt, also beschlossen wir, weiterzumachen, aber bei gegen den heißen Wind ging es nur langsam vorwärts. Die Gegenwinde fühlten sich manchmal so an, als hielte jemand einen Haartrockner an Dein Gesicht.

Es war anstrengend, und als wir zum Mittagessen an einem einsamen Baum anhielten, legte sich Ruth stöhnend hin, unfähig weiterzumachen. Innerhalb weniger Minuten hatte sie sich übergeben, und nicht lange danach war sie im Delirium und rollte aus dem Schatten in die Sonne. Es war beängstigend und ich war besonders froh, dass Sophie bei uns war. Wir benutzten etwas von unserem Wasser, um Schals zu tränken und sie über ihre Stirn zu legen, und redeten abwechselnd mit ihr, während sie sich ausruhte; dann halfen wir beide ihr, sich an den Stamm des Baumes zu setzen, um Salze zur Rehydrierung zu schlürfen. Wir drei blieben ruhig und hielten uns gegenseitig wach und scherzten über die vorherigen "schlimmsten Momente" unserer Reisen; grauenvolle Toiletten, fragwürdig aussehendes Essen, Verfolgungsjagden mit wilden Hunden und dergleichen. Ruths Hemd war vermutlich von einigen unsichtbaren Dornen auf dem Boden zerrissen, und sie hatte ein weiteres älteres, noch schmutziger aussehendes Hemd um ihren Kopf gebunden. Insgesamt sah sie wie eine Art Fahrrad-Punk-Sheikh aus.

Oli & Ruth in Kyrgyzstan

Nach ein paar Stunden hatte sich Ruth genug erholt, um zu besprechen, was wir als nächstes tun sollten. Es war jetzt der heißeste Teil des Tages und wir lagen dicht beieinander in dem kleinen schattigen Fleck neben unserem Baum. Wir diskutierten, ob wir eine Plane aufspannen und den Nachmittag durchschlafen, nachts weiterfahren, wenn die Temperatur gefallen war, oder einfach jetzt weiterfahren sollten. Wieder kam Ruth zu dem Schluss, dass sie es vorziehen würde, weiterzumachen, aber als wir ihr auf die Beine halfen, taumelte sie vorwärts und würgte trocken. Ich erinnere mich, dass ich sie ziemlich wütend gefragt habe, ob es ihr gut ginge, und mich dann sofort schuldig fühlte. Ich war mir nicht sicher, ob es klug war, den Bitten von jemandem zu folgen, der erst ein paar Stunden zuvor wie im Delirium herumgerollt war, aber trotz des anfänglichen Wackelns sah Ruth stabil aus und meinte, wir sollten wieder Rad fahren. Als wir zusammenpackten, hielten wir inne, um uns die Szenerie nochmal anzusehen, und alle drei von uns konnten nicht anders, als zu lachen. Ich lehnte mich hinüber und flüsterte zu Ruth, "lass uns...." und mit einem kleinen tränenreichen Grinsen vollendete sie unser Lieblingsspruch: "...diese Scheißshow auf der Straße bringen". Die Dinge würden wahrscheinlich in Ordnung kommen.

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Nachdem wir es durch die Wüste geschafft hatten, fingen wir an, uns wieder zu amüsieren, und ein paar Wochen später, nach sehr viel Goldzahn-Lächeln, zahllosen Tassen grünen Tees, Wassermelonenscheiben und Runden von Plov (dem beliebten lokalen Reisgericht), erreichten wir die Grenze zu Tadschikistan. Die Berge, die wir in der Ferne gesehen hatten, erhoben sich nun direkt vor uns, und die Straße begann anzusteigen. Nach der Flachheit und Hitze Usbekistans war dieser dramatische Höhengewinn sehr willkommen, denn mit den Bergen kamen große, kurvenreiche Straßen, die uns an Schluchten entlang und neben Wasserfällen auf und ab führten

Pushing bikes on Shakdara Road

Unser nächstes Kapitel hatte nun richtig angefangen: Tadschikistan. Wir radelten entlang alter Nebenstrecken der Seidenstraße, einer 1200 Kilometer langen Strecke, die Duschanbe, Tadschikistan, mit Osch, Kirgisistan, im Nordosten verbindet. Es gibt ein paar Routenoptionen, aus denen man auswählen kann, aber nicht viele, und sie alle enden schließlich auf dem Hauptweg des Pamir Highway. Witzigerweise, zumindest für britische Besucher, wird dieser auch als M41 bezeichnet – obwohl sämtliche Ähnlichkeiten mit einer britischen Autobahn bereits beim Nahmen enden.

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Auf dieser Route schlossen wir uns mit anderen Fahrern zusammen und fuhren bald in einer Gruppe, manchmal mit fünf, manchmal mit acht Personen, die sich langsam durch Schlaglöcher, gerissenen Asphalt, Kies und Waschbrettstraßen quälten. Eine Karawane aus schwer beladenen Fahrrädern, die sich in einer dünnen Linie langsam vorwärts bewegt, einzelne Punkte vor dem Hintergrund riesiger Berge. Bald war es ein Lebensstil geworden, ein sanftes "sich vorwärts bewegen" durch eine dramatische Landschaft. Als die Dunkelheit einbrach, teilten wir in der Gruppe Tipps über die besten Möglichkeiten, Feuer zu machen, indem wir unsere gesammelten Ressourcen an Yakdung und Holz oder Kohle, die von vorbeifahrenden Lastwagen gefallen waren, zusammenlegten, als wir über der Baumgrenze ankamen. Wenn Du den ganzen Tag Rad fährst, schmeckt das Essen besser denn je und wir haben viele gemeinsame Abendessen genossen, zusammengekauert in einem Zeltkreis, oft an Flüssen oder im Schutz von Felsvorsprüngen. Wir brachen das Eis am Rande der Bäche, um die gebrauchten Töpfe und Pfannen über Nacht einweichen zu lassen, bevor wir uns gegenseitig umarmten und in unsere Zelte krochen.

Breaking camp in Central Asia

Unser Leben entwickelte bald so viele Routinen und Rituale wie im Alltag zu Hause. Früh mit der Sonne aufstehen und das Eis von Deiner Küchentasche kratzen, um Deinen Ofen herauszuholen und den Wasserkocher aufzusetzen, bevor Du Deine Toilettenrolle für einen Spaziergang zu einem entsprechend diskreten Ort nehmen, um ein kleines Loch zu graben, und jeden Freund, den Du bei Deiner Rückkehr ins Lager siehst, wissend anzulächeln. Frühstück und Zusammenpacken waren auch eine Gemeinschaftsangelegenheit, und obwohl der Aufbruch immer länger dauert, je mehr Menschen in einer Gruppe sind, hat es sich für das gemeinsame Erlebnis gelohnt. Ein anderes Paar, mit dem wir befreundet waren, sagte uns, dass sie zu dem Schluss gekommen seien, dass das Pluralwort für Tourenradler "ein Faff" sein sollte. Sobald die letzte Person in der Gruppe bereit ist, stellt die erste fest, dass sie eine Reifenpanne hat oder ihre Snickers zu tief in einer Packtasche vergraben und fängt an, wieder zu stöbern. Und so geht es weiter, bis schließlich jemand einfach in die Pedale tritt. Unser "Faff" der Radfahrer dehnt sich entlang der Straße aus, die hinteren in dem Wissen, dass wir uns irgendwann bei Kaffee und Snacks wieder treffen werden.

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Und so ging es weiter, und bevor wir uns versahen, waren wir in Kirgisistan, was sich nach den hohen Pässen und den rauen, fahrrad-untauglichen Straßen seines Nachbarlandes wie eine Belohnung anfühlte. Die Aussicht war ebenso atemberaubend, aber die Straßenoberflächen waren glatt und breit. Wir mussten uns nicht mehr darauf konzentrieren, Löcher und Felsbrocken zu vermeiden oder nicht über den Straßenrand ins Nichts zu fallen. Wir konnten herumfahren und uns die spektakulären Landschaften ansehen, die sich in alle Richtungen ausbreiten. Die Straßen befanden sich hier wieder auf einer niedrigeren Höhe über dem Meeresspiegel, und damit kamen auch wärmere Bedingungen, größere Flüsse und Bäume, die nachts Holz für das Feuer lieferten. Es gab auch viel mehr Stellen, an denen man anhalten und essen oder Essen kaufen konnte. Es sah so aus, dass unser drittes und letztes 'Stan' nicht weniger aufregend, aber viel komfortabler werden würde.

Local children riding donkeys

Gemütlich aussehende Jurten mit kleinen rauchenden Schornsteinen tauchten auf den Ebenen auf beiden Seiten der Straße auf, und Hunderte von Pferden grasten in großen Herden. Nach Wochen, in denen wir Wildtiere nur aus weiter Entfernung gesehen hatten, war die schiere Anzahl der Tiere ein aufregender Anblick. Es gab auch mehr Menschen, und jeder schien die Einkaufstaschen von Morrison aus Plastik zu besitzen. Zuerst sahen wir eine oder zwei und fanden es amüsant, schließlich gibt es nicht einmal Supermärkte, geschweige denn Morrisons-Geschäfte, aber bald war klar, dass dies die Einkaufstasche der Wahl war. Eine seltsames Phänomen  des globalen Kapitalismus; man konnte von Markthändlern sogar ganze Rollen der Taschen kaufen. Eine Theorie besagt, dass der britische Supermarkt ein Rebranding durchlaufen hat und alle seine Taschen im Osten entsorgt hat. Was auch immer die Wahrheit ist, der erste Anblick dieser Taschen ließ uns lächeln und an Zuhause denken.

Radwandern ist eine ganzheitliche, aber gleichzeitig nicht wirklich perfekte Art, durch Zentralasien zu reisen. Unsere Reise hierher verband sensationelle und einsame Landschaften, außergewöhnliche Tierwelt, extreme Wetterbedingungen und fantastische Campingmöglichkeiten mit unglaublichen menschlichen Erfahrungen. Von Einblicken in alte Bräuche in abgelegenen Gemeinden bis hin zu Freundschaften, die auf der Straße geschlossen wurden. Es war berauschend. Und während wir geprüft und uns wahrscheinlich die schlimmsten Momente eines einjährigen Abenteuers beschert wurden, haben wir auch das Beste bekommen. Es gibt nicht viele solche Orte auf der Welt. Zweifellos hat es einen bezaubernden Platz in unseren Erinnerungen, und es ist ein Ort, den wir gerne wieder sehen würden; es ist ein verdammt guter Ort für eine Fahrradtour.

A group of cyclists in the desert


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