Das Geräusch hallte durch den ganzen Talkessel des Sees und fand einen Widerhall in den Kiefern. Unsere beiden Köpfe gingen nach oben, die Augen weit auseinander, als ein Ur-Sinn sofort reagierte, ein Cocktail aus Nerven und Adrenalin überflutete unser System. Der Wind verblies den Klang, aber die Haare auf unseren Armen sträubten sich noch. Wir sahen uns an und grinsten. Wölfe.
Die Wildnis des kanadischen Algonquin Parks hat uns hierher gezogen; in Großbritannien ist es schwierig, der Zivilisation für mehr als ein paar Stunden zu entkommen, aber hier war eine Gelegenheit, wirklich den Stecker zu ziehen. Größer als der Staat Delaware und mit seinem Hinterland, das nur per Boot oder zu Fuß zugänglich ist, ist der Algonquin eine Landschaft, die so einzigartig ist wie keine andere, die wir zuvor erlebt haben. Und das noch ohne Einbeziehung der Tierwelt.
Wir wanderten den Western Uplands Backpacking Trail, eine 88 km lange Schleife, die sich über kieferbedeckte Hügel, durch Bäche und Moore schlängelt und Wanderer zu den an Seen gelegenen Campingplätzen führt. Abgesehen von dem gelegentlichen Backpacker sahen oder hörten wir bei unserem einwöchigen Ausflug in den Park keine andere Seele; tatsächlich war die absolute Stille ein großer Anziehungspunkt. Ich war schon einmal wild campen gewesen, konnte aber dem fernen Brüllen einer Autobahn nicht entkommen – aber hier gab es nichts.
Wir hatten uns noch am selben Tag die Genehmigungen am Westtor des Parks geholt und uns mit guter Laune auf den Weg gemacht, um die längste Route des Trails in Angriff zu nehmen. Es ist eine drei Kilometer lange Wanderung zum Start des Trails vom Westtor aus, und als wir den Anfang des Trails erreichten, kribbelte es schon – wir wollten endlich den Asphalt gegen einen Single-Track-Trail eintauschen. Wir sollten es bald bereuen; es hatte in der Nacht zuvor geregnet und der Weg wurde vom, naja, Sumpf überflutet. Voller Schlammspritzern und lachend machten wir weiter, überdachten allerdings schon jetzt unsere Route.
Es ging nur langsam durch den Wald und wir trafen regelmäßig auf natürliche Hindernisse: umgestürzte Bäume, geschwollene Flüsse, Biberdämme und schlammige Steigungen. Die beiden Beutel mit Essen, die wir mitgebracht hatten, wogen schwer – es gibt offensichtlich keine Möglichkeit, unterwegs Essen zu kaufen, also isst Du nur das, was Du mitbringst. Wir hatten uns mit dehydrierten Gerichten, Beef Jerky und Haferflocken eingedeckt, mit einer kleinen Ration Kendal Mint Cakes als Extra. Wie sich herausstellte, wiegt jedoch das Essen für sechs Tage doch so einiges.
Unser erster Campingplatz wurde mit Seufzern der Erleichterung für unsere schmerzenden Schultern und der Vorfreude auf das Campen im Park begrüßt. Algonquin ist übersät mit Campingplätzen im Hinterland, die kaum mehr bieten als eine Feuerstelle, gefällte Bäumen zum Sitzen, einen geräumten Platz für ein oder zwei Zelte und, weiter draußen im Wald, einen hölzernen Abort. Jeder Platz ist im Voraus gebucht, so dass die Aufseher des Parks Dich finden können und nicht mehrere Camper gleichzeitig am selben Ort campen wollen.
Ds Wandern war härter gewesen als erwartet, aber dafür war der Campingplatz viel besser, als wir es uns hätten vorstellen können. Wasser aus dem See holen, um Kaffee zu kochen, ein Feuer anzünden, um Abendessen zu kochen und mit einer unglaublichen Aussicht vor uns am Lagerfeuer zu sitzen - es gab nichts Vergleichbares.
Als die Dunkelheit einbrach, suchten wir nach einem geeigneten Baum, an dem wir unser Essen befestigen konnten; das ist beim Campen in einer für Bären berühmten Landschaft eine unerlässliche Voraussetzung. Bevor wir aufbrachen, waren wir gewarnt worden, alle Lebensmittel und alles andere mit einem Geruch von mindestens vier Meter hoch in einen Baum und weit weg von unserem Zelt aufzuhängen. Die Horrorgeschichten handeln von einem Bären, der eine Autotür wie eine Blechdose aufreißt, nur für eine halbe Schokoladentafel, die in einem Handschuhfach versteckt ist. Für zwei Briten, deren größte Ängste beim Camping immer Dachse waren, reichte das, die Warnungen ernst zu nehmen.
Die ganze Woche folgte dem gleichen Muster: Wandern zu einem neuen Campingplatz, das Zelt am Seeufer aufstellen, dann unser Essen im Wald verstauen und sich an einem offenen Feuer entspannen. Diese einfache Routine, die einfach unsere Grundbedürfnisse an Nahrung, Unterkunft und Wärme befriedigte, war das, wonach wir uns sehnten; in völliger Abwesenheit von Telefonsignalen und sozialen Medien konzentrierten wir uns die gesamte Zeit auf praktische Aufgaben und lasen und spielten Karten, sobald diese grundlegenden Arbeiten erledigt waren.
Unsere Glückseligkeit wurde in unserer letzten Nacht im Park kurz, aber umfassend durch einen Sturm von monumentalen Ausmaßen unterbrochen (alles scheint hier viel größer zu sein). Wir wurden im Voraus von einem anderen Wanderer auf dem Pfad gewarnt, und eilten auf unserem Weg voran, um das Lager aufzuschlagen, bevor der Sturm zuschlug, und wir schafften es, unser Zelt kurz vor Beginn des Regens aufzuschlagen. Leider handelte es sich dabei um ein Zelt, das wir bei Walmart für 39,99 Dollar gekauft hatten. Um ehrlich zu sein, es tat mir ein wenig leid - es wurde nie dafür gebaut, um dem peitschenden Wind und Regen in der kanadischen Wildnis standzuhalten. Aber wir taten mir mehr leid.
Nach einer Stunde hatten sich einige Tröpfchen aus Nähten in der Nähe des Zeltbodens gebildet. Nach drei Stunden lief an verschiedenen Stellen in unserem kleinen Sommerzelt ständig Wasser durch. Nach acht Stunden hatte der Regen fast überall die Leinwand durchbrochen, der Boden war durchnäßt, zusammen mit unserer gesamten Ausrüstung, und wir kämpften darum, unser Grinsen festzuhalten. Nach 16 Stunden hörte es auf.
Wir verließen den Trail müde, kalt und nass, mit dem dringendem Wunsch nach einer heißen Dusche, aber immer noch lächelnd. Die Möglichkeit, einen Ort wie Algonquin mit seinen unberührten Seen, dem allumfassenden Pinienwald und der ungezähmten Tierwelt zu erleben, ist in der Tat etwas Besonderes, auch wenn man danach sein Zelt wegwerfen muss. Wir hatten die Oberfläche dieser unglaublichen Landschaft kaum angekratzt, noch hatten wir Kanufahrten durch das Innere des Parks erlebt; umso mehr Grund, so schnell wie möglich zurückzukehren.
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