Trotz der Bemühungen von Trump bleibt die globale Einstellung zum Klimawandel stabil: Er ist nachweislich real, immer alarmierender und muss so schnell wie möglich angegangen werden. Nirgendwo ist dies so offensichtlich wie in der Outdoor-Abenteuerbranche. Marken versuchen aktiv, ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten, indem sie verantwortungsvoll hergestellte Materialien und kohlenstoffarme oder -freie Methoden verwenden. Für eine Branche, die so eng mit rauhen Umgebungen verbunden ist, macht das viel Sinn.
Aber wie nachhaltig ist das alles? Daunenfüllungen aus erneuerbaren Quellen müssen auf ihrem Weg von der Gans zum Verbraucher noch Tausende von Flugmeilen zurücklegen, und letztendlich bemühen sich Outdoor-Abenteuer-Marken immer noch, so viele verantwortungsvoll hergestellte Jacken wie möglich zu verkaufen.
Nimm zum Beispiel The North Face: Sie gelten als weltweit führend in der Outdoor-Branche und als prominenter Verfechter einer nachhaltigen Produktion – und sie erwirtschafteten 2016 einen Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Dollar, indem sie nicht Produkte, sondern Ideen vermarkten. Ideen für Abenteuer, Forschung und ein ethisches Verhältnis zur Natur. Das Problem dabei ist – wie eine Analyse zu The North Face und Patagonia durch The Guardian zeigt: Diese inspirierenden Ideen werden wirklich genutzt, um Produkte zu verkaufen – und zwar viele davon.
Paul Kingsnorth bezeichnet Nachhaltigkeit seinem faszinierenden Essay Dark Ecology als "nur eine weitere Möglichkeit, Dinge zu verkaufen". Das scheint auf den ersten Blickeine ziemlich zynische Ansicht zu sein, aber ist es wirklich so ungenau oder ungerecht? Auf der Outdoor Show in Friedrichshafen an diesem Wochenende stehen die Chancen gut, dass es so läuft wie bei der ISPO im Januar in München – jede einzelne Marke proklamiert ihre grünen Zertifikationen, und jeder betont, sich leidenschaftlich dafür einzusetzen, "nachhaltig" zu werden. Letztendlich geht es bei dieser Kampagne aber darum, mehr Produkte zu verkaufen, so "umweltfreundlich" sie auch sein mögen. Hinter der grünen Fassade verbirgt sich ein gnadenloser Antrieb, so viele gepolsterte Jacken und Baselayers wie möglich zu verkaufen. Und ist das wirklich nachhaltig? Kingsnorth glaubt das nicht: "Eine Welt mit neun Milliarden Menschen, die alle den Status eines Mittelklasse-Verbrauchers anstreben, kann nicht aufrechterhalten werden".
Das bedeutet aber nicht, dass Outdoor-Abenteuer-Marken böse sind oder kein wirkliches Interesse daran haben, den Klimawandel zu bekämpfen – weit gefehlt. Viele Marken leisten fantastische Arbeit, wie z.B. United By Blue – für jedes verkaufte Kleidungsstück entfernen sie ein Pfund Müll aus dem Meer; sie haben bisher über eine Million Pfund Plastik und anderen Müll aus unseren Meeren entfernt.
Es gibt unzählige Beispiele dafür, dass Marken innovativ zum Vorteil der Umwelt arbeiten: Tentsile und tentree pflanzen Bäume für jedes verkaufte Produkt; Patagonia bietet einen kostenlosen Reparaturservice an; Millican und Onsight Equipment verarbeiten Materialien aus recycelten Kunststoffflaschen in ihren Rucksäcke. Es ist klar, dass gute und gut gemeinte Arbeit geleistet wird.
Aber wir müssen unseren Ansatz in Bezug auf den Konsum, auch auf den Outdoor-Markt, ändern, wenn wir es ernst meinen mit der Bekämpfung des Klimawandels. Einfach ausgedrückt, wir haben und kaufen zu viele Dinge, und zu viele dieser Dinge haben eine kurze Lebensdauer – entweder durch ihre Konstruktion oder durch unseren Wunsch nach neuen Dingen – und so kaufen wir mehr, und der Zyklus geht immer weiter. Egal wie "nachhaltig" diese Dinge sind, der Anbau der Materialien, ihre Produktion und das Versenden ins Ausland – all das hat unvermeidliche Auswirkungen auf die Umwelt.
Kurz gesagt: Reduziere Deine Ausgaben und triff bewusstere Entscheidungen darüber, was Du kaufst, und stelle sicher, dass Deine Einkäufe langfristig halten. In den letzten Jahren hat es ein Wiederaufleben der Marken gegeben, die zu traditionellen Materialien wie gewachste Baumwolle und nicht zu synthetischen Kunststoffen zurückkehren, da diese viel länger halten, ganz zu schweigen davon, dass sie auch besser aussehen und sich besser anfühlen. Marken wie JAGO, Netherton Foundry und Trakke kreieren Produkte, die so gebaut sind, dass sie lange halten und ihr Aussehen verbessern, da diese strapazierfähigen Materialien verwittern und altern; Trakke nennt es so: “Nachhaltigkeit durch Langlebigkeit”.
Veränderungen werden nicht so schnell eintreten, aber ein wirklich nachhaltiger Ansatz für Outdoor-Abenteuer besteht nicht nur darin, dass Unternehmen Waren auf umweltfreundlichere Weise herstellen, sondern auch darin, dass die Verbraucher sich aktiv für den Kauf hochwertiger Waren entscheiden, die ein Leben lang halten. Wenn wir diese Veränderung umsetzen können, können wir vielleicht etwas bewirken.
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